Die Finanzkrise greift um sich. Nicht nur in der realen Welt, nein, auch in der Blogosphäre wird sie, wie auch schon angeprangert, endlich zu einem Thema. Immer mehr Blogs beschäftigen sich damit. Und so will auch unser kleines Blog in nichts nachstehen und sich dem Thema aus der Nachhaltigkeits-Perspektive annähern.
Ausgelöst wurde die Finanzkrise durch wertlose, da äußerst riskante Immobilienkredite in den USA, die so geschickt zu Paketen geschnürt worden sind, dass sie gar nicht mehr so riskant aussahen. Die Chancen, dass sie aber von den Schuldnern bedient werden können sind äußerst gering. So einige Banken sind darüber ins Straucheln geraten oder gestürzt. (siehe Chronik der Finanzkrise 2007/2008 – Wikipedia oder Die Opfer der Finanzkrise – FTD). Verschärft hat sich die Krise nochmals in der vergangenen Woche durch die (Beinahe-)Pleiten von Lehman Brothers, Merrill Lynch und AIG. Gestern wurde nun bekannt, dass die US-Regierung für US$ 700 Mrd. Problemhypotheken und Wertpapiere aufkaufen wird um den Finanzsektor zu stabilisieren und so dafür sorgen, dass die zur Zeit blockierten Finanzmärkte sich wieder öffnen und Unternehmen und Privatleuten wieder (diesmal hoffentlich keine faulen) Kredite gewähren.
Das Wort Kredit stammt übrigens vom lateinischen Wort “credere” (glauben) ab. Wenn ich jemandem Geld leihe, kommt es also darauf an, dass ich ihm auch glaube oder vertraue, dass er mir dieses Geld samt Zinsen wieder zurückzahlt. In der aktuellen Krise haben die Großbanken ein wenig geflunkert und sich ab und zu ein faules Ei zu geschoben und somit das Vertrauen und den Glauben ineinander stark geschwächt. Dieser Verlust an Vertrauen hat nun auf andere Institutionen und Anleger übergegriffen und erfasst jetzt nicht mehr nur die Finanzsphäre, sondern auch immer mehr die restliche Wirtschaft. Manche Anleger sind so verunsichert, dass sie ihre Konten auflösen und lieber in die Sparsocke unters Bett legen (siehe Spiegel).
Mir liegt es fern jetzt gegen das bestehende Finanzsystem zu protestieren und Planwirtschaftliche Tendenzen zu propagieren, auch wenn das System im aktuellen Fall offensichtlich versagt hat. Man kann darauf hoffen, dass der Staat die Probleme erkennt und sich dem schon lange global agierenden Markt der Finanzdienstleister anpasst und ebenfalls transnationale Aufsichtsgremien und eine größere Transparenz schafft.
Allerdings hoffe ich auch, dass der Markt oder zumindest ein Teil des Marktes, nämlich wir kleinen privaten Anleger, seinen Teil dazu beiträgt, dass sich etwas ändert. Natürlich möchte jeder gerne sein Geld für sich arbeiten lassen und dabei zusehen, wie sich Zins und Zinseszins vermehren. Aber wie wäre wenn man andere Menschen mit seinem Geld arbeiten lässt und damit im wahrsten Sinne des Wortes gutes Geld verdient?
Es gibt viele Institutionen, die sich fairen (oder ethischem Investment) verschrieben haben. Hierunter fallen Institute wie die GLS Bank (siehe auch Vortrag von Hannes Korten) oder die Umweltbank, die kulturelle, soziale und ökologische Initiativen fördern.
Dazu gehören auch Institutionen wie Oikocredit, die seit über 30 Jahren wirtschaftlich benachteiligten Menschen oder Institutionen Zugang zu Krediten verschaffen und insgesamt € 320 Mio. an Kapital gesammelt haben und über die ich mich auf dem anlässlich der Fairen Woche abgehaltenen “Fairen Fest” in Wuppertal informieren konnte. Bekanntestes Beispiel für eine Bank, die sogenannte Mikrokredite vergibt, ist die Grameen Bank von Friedensnobelpreis-Träger Muhammad Yunus, die es von Bangladesh bereits bis in die USA geschafft hat und nun bspw. auch Mikrokredite in Brooklyn und Harlem vergibt. Es gibt aber auch eine Vielzahl an Online-Plattformen, die es ermöglichen, als Privatperson konkrete Projekte mit einem Mikrokredit zu unterstützen. Ein Beispiel hierfür wäre Kiva, das auch von Guy Kawasaki (einem weiteren Gott) sehr gelobt wird und eine Rückzahlungsrate von 99,67% erreicht. Welche Bank schafft das mit ihren Krediten? Aus Mikrokrediten entstehen ganz konkrete Erfolgsgeschichten, wie bspw. Frau Adbenas kleines Wirtschaftswunder.
Global Giving oder auch die deutsche Platform betterplace sind Plattformen, die auf ähnliche Art und Weise funktionieren und es ermöglichen, Spenden an konkrete Projekte zu richten und im Gegenzug Neuigkeiten und Feedback von den Spendenempfängern zu erhalten.
Natürlich muss sich in diesem Bereich noch viel tun und eine Professionalisierung einsetzen, die neben dem “feel good giving” ggf. auch auf konkrete wirtschaftliche Vorteile für die Geldgeber setzt. Hierbei gefällt mir besonders der folgende Ansatz von betterplace:
“Unser Anspruch ist es, daran mitzuwirken, soziales Engagement nicht nur einfacher, sondern auch effizienter und leistungsorientierter zu gestalten. Daher legen wir Wert auf die kleinteilige und differenzierte Darstellung der Bedarfe einer Organisation. Zudem verpflichten wir Projektverantwortliche regelmäßig Feedback über ihre Arbeit zu geben. Und über das Web of Trust ermöglichen wir einer möglichst großen Menge von Menschen ihre Erfahrungen mit einem konkreten Projekt und einem Projektverantwortlichen darzulegen.
Zugleich machen wir uns Gedanken über die Bandbreite an Instrumenten (von Spenden über Mikrokredite bis zur Vermittlung von Expertenwissen), die für unterschiedliche soziale Probleme angemessen und am erfolgversprechendsten sind. So macht es meines Erachtens wesentlich mehr Sinn, einem Unternehmer, z.B. dem Betreiber eines Lokals in Katmandu, einen Kredit für die Anschaffung eines Fernsehers zu bewilligen, als ihm das Geld dafür zu schenken. Auf der anderen Seite sind nicht profitorientierte Initiativen, wie Schulen oder Straßenkinderprojekte, auf Geldspenden angewiesen, da sie Kredite nur schwer zurück zahlen können.
Um das Unterstützern auf betterplace zur Verfügung stehende Instrumentarium zu erweitern, werden wir in einem nächsten Schritt z.B. die Vergabe von Mikrokrediten auf der Plattform ermöglichen.”
Also, bevor unser Geld mit unserer Hausbank untergeht oder unter unserer Matratze vermodert, sollten wir vielleicht eher eine faire Art der Geldanlage in Betracht zeihen. Und damit wären wir auch beim Motto von Karma Konsum: “Do good with your money!”.
Copyright betterandgreen 2008-2099